Wie erkenne ich, ob mein Partner lügt?

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Vertrauen sollte in einer Beziehung oder Freundschaft das A und O sein. Dennoch gibt es Situationen, die das aufgebaute Vertrauen stark erschüttern lassen. Der Effekt ist ein Hin-und-her-gerissen-sein zwischen dem Wunsch zu Vertrauen und der Angst, zu naiv zu sein und betrogen zu werden.

Glaubt man den Erkenntnissen der Psychologen, so ist Lügen absolut keine Seltenheit, sondern gang und gäbe. Nach dem Psychologen und Anthropologen, Paul Ekman, tun wir das sogar mehrfach am Tag. Im Durchschnitt sollen Frauen täglich 180 Mal lügen, während Männer dies ganze 220 Mal am Tag tun. 

Beim Lügen unterscheidet man grundsätzlich zwei verschiedene Arten. Das bewusste Weglassen von Informationen sowie das bewusste Verfälschen von Informationen. Je nach Situation, kann beides gleichsam verletzend sein und die Unsicherheit, ob man belogen wird oder nicht, kann einen in den Wahnsinn treiben. Wir zeigen Ihnen im Folgenden professionelle Techniken von Psychologen, mit denen Sie Indizien für Lügen systematisch erkennen können. 

1. Mikromimik

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Neben der Mimik, die wir bewusst steuern und damit natürlich manipulieren können, gibt es sogenannte Mikroausdrücke, die unbewusst entstehen und nicht steuerbar sind. 

Diese Mikroausdrücke dauern einen Bruchteil einer Sekunde, genaugenommen 200 Milisekunden und sind damit für das ungeschulte Auge fast nicht zu erkennen. Für das Aufdecken einer Lüge sind solche Mikroexpressionen jedoch enorm wichtig, denn sie verraten uns die wahren Gefühle und lassen uns so hinter die Maskerade eines Lügners schauen. Die Mikroausdrücke lassen sich in 7 Basisemotionen unterteilen, die überall auf der Welt mit dem gleichen angeborenen Gesichtsausdruck einhergehen: Wut, Trauer,  Angst, Verachtung, Freude, Überraschung und Ekel.

Man kann das Erkennen von Mikroausdrücken trainieren oder aber die Mikroausdrücke durch das das langsame Abspielen von Videoaufnahmen enttarnen. Achten Sie hier auf Disharmonien zwischen vorgespielter Mimik und unbewusster Mikroexpression. 

Die Überwachung von Mikroexpressionen wird übrigens auch vom FBI und an mehreren US-amerikanischen Flughäfen zur Ermittlung von verdächtigen Personen eingesetzt.

2. Streßanzeichen

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Setzt man einen Lügner unter Druck, so kann dies Angst und Stress erzeugen, der sich körperlich in Form eines schnelleren Herzschlags, einem erhöhten Puls, starkem Schwitzen, einer schnelleren Atmung  und einer Senkung der Hauttemperatur an den Händen äußert.

Sichtbare Anzeichen für Stress sind: verschwitzt glänzende Haut und Schweißflecken, eine pulsierende Ader an der Schläfe oder am Hals, ein schnelleres Heben und Senken des Brustkorbes, verstärktes Blinzeln,  das Herumkauen oder Verschmälern der Lippen, das Anhalten von Luft, häufiges Schlucken, Zuckungen im Gesicht, gerötete Hautpartien oder rote Flecken, ein angespannter Kiefer, nervöses Herumzupfen an der Haut oder Herumnästeln an Kleidung, Uhren und Schmuck, das Wippen mit den Beinen oder das Umklammern der Stuhlbeine mit den Beinen. 

3. Beruhigungsgesten

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Beruhigungsgesten entstehen, wenn unser Körper unter Stress steht und dienen – wie der Name schon sagt – dazu, den Organismus wieder zu entspannen.

Achten Sie auf Beruhigungsgesten Ihres Gesprächspartners. Diese verraten Ihnen, dass er unbewusst versuchen könnte, Stress abzubauen.  Seien Sie aber auch hier vorsichtig: Manche Gesten können auch einfach Gewohnheiten des jeweiligen Menschen sein oder mit anderen Reizen zusammenhängen wie Jucken, trockene Haut oder bereits bestehenden Verspannungen. 

Typische Beruhigunggsgesten sind: Das Zupfen am Ohrläppchen, das Streicheln des Halses, das Spielen mit den Haaren, das Fassen an den Nacken, das Berühren oder Reiben der Nase oder der Wange, das Lecken über die Lippen, das Massieren oder Streicheln von Händen, Armen und Beinen oder eine Körperhaltung, bei der man sich selbst in gewisser Weise beruhigend umarmt. Manche Personen lassen auch ihre Finger knacken, fächeln sich Luft zu, gähnen oder machen Geräusche wie Pfeifen. 

4. Schuld, Angst und Freude

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Drei Emotionen treten beim Lügen besonder häufig hervor: Schuld, Angst und Freude.

Die häufigste Emotion ist Schuld, da sich der Lügner aufgrund seines Lügens oder aufgrund seiner Tat schuldig fühlt. Doch Vorsicht: Anzeichen von Schuldgefühlen müssen kein Beweis für Lügen sein. Es kann auch sein, dass die Ursache des Schuldgefühls ganz woanders herrührt. Vielleicht ist der schuldig aussehende Befragte in einem Mordfall gar nicht der gesuchte Mörder, sondern die Schuldgefühle kommen daher, dass er seine Partnerin betrogen hat oder anderweitig Schuldgefühle hat.

Die zweit häufigste Emotion beim Lügen ist Angst, da der Lügner Angst hat, beim Lügen erwischt zu werden. Allerdings kann die Angst auch daher rühren, dass man befürchtet, zu Unrecht als Lügner dazustehen. Zudem kann eine Verhörsituation und das Stehen im Mittelpunkt ganz grundsätzlich bei sensitiven Menschen Angst auslösen. So haben einige Menschen Angst während Prüfungssituationen oder bei Vorstellungsrunden, ganz einfach weil sie sich eines beurteilenden Publikums ausgeliefert fühlen. 

Die dritt häufigste Emotion beim Lügen ist die Freude, die daher rührt, dass die Lüge erfolgreich war und geglaubt wird. Allerdings müssen Anzeichen von Freude nicht auf diese Ursache zurückzuführen sein. Vielleicht hat der Befragte einfach gerade nur an etwas fröhliches gedacht.

5. Stimme und Sprechart

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Auch die Art zu sprechen und der Klang der Stimme können Indikatoren für einen Lügner sein. 

Angenommen ein Lügner hat seinen Text schlecht vorbereitet, so wird er für das Konstruieren der Geschichte mehr Pausen benötigen, was sich in Sprechpausen und Füllwörter wie „ähs “ und „mmmhs“ und stottern bemerkbar macht. Auch die Antwortgeschwindigkeit kann ein Indiz für einen Lügner sein. Eine Antwort von einer halben Sekunde ist eine normale Länge bei Personen, die die Wahrheit sagen. Eine frühere oder eine verzögerte Antwort deuten auf Unstimmigkeiten hin. 

Neben der Sprechart kann auch der Klang der Stimme einen Lügner überführen, da sich unsere Stimmlage mit der emotionalen Stimmung verändert. Achten Sie hier auf stimmliche Veränderungen während des Redens. Stress macht die Stimme höher, brüchiger und zittriger. Aber auch hier gilt: Der Stress muss nicht daher rühren, dass die Person lügt, sondern kann auch andere Gründe haben. 

Umgekehrt  können auch eine emotionslose Schilderung sowie eine emotionslose Stimme ein Indiz für eine frei erfundene Geschichte sein, was damit zusammenhängt, dass mit dem Erinnern auch die damals erlebten Gefühle normalerweise wieder hochkommen. Voraussetzung für diesen Indikator ist natürlich, dass diejenige Person zu einem gewissen Grad gefühlvoll ist und Gefühle nicht komplett abspalten kann.  

Achten Sie unbedingt auch auf Disharmonien von Inhalt des Gesprochenen und der begleitenden Gestik, wie beispielsweise „ja“ sagen und gleichzeitigem Kopfschütteln oder Merkmalen, die darauf hindeuten, dass ganze Sätze auswendig gelernt wurden, wie das identische Wiederholen eines komplexen Satzes bei wiederholtem Nachfragen. Auch eine besonders detailreich ausgeschmückte Geschichte kann ein Indiz dafür sein, dass diese konstruiert wurde.

6. Blickkontakt und Blickrichtung

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Auch der Blickkontakt mit dem Gesprächspartner und die Blickrichtung können Indizien dafür sein, ob ein Mensch sich aktiv erinnert oder eine konstruierte Geschichte erzählt. So meiden Lügner oft den Blickkontakt bzw. brechen ihn ganz schnell wieder ab. 

Andersherum suchen Lügner, die um dieses Phänomen wissen, absichtlich viel Blickkontakt, um besonders aufrichtig zu wirken. Allerdings ist auch dies verräterisch, wenn es um Geschichten aus der Vergangenheit geht, da Menschen, die sich in vergangene Situationen zurückversetzen,  oft mit dem Blick abschweifen.

Weitere Merkmale für das Lügen sind ein Hin-und-her-Kreisen der Augen ohne in die Augen des Fragenden zu schauen, ein übermäßiges Blinzeln, ein starrer Blick oder vergrößerte Pupillen.

7. Der Erzählinhalt

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Neben Stimme, Gestik, Mimik und Sprache ist auch der Erzählinhalt selbst für das Aufdecken einer Lüge von Bedeutung. Das Ausschmücken mit zu vielen Details als auch das Verwenden sehr weniger Details können Indizien für eine konstruierte Geschichte sein. 

Ein guter Test, um einen Lügner zu überführen ist, sich die Geschichte durch bestimmte Fragetechniken rückwärts oder chronologisch durcheinander erzählen zu lassen. Unstimmigkeiten  oder Probleme mit der Chronologie deuten auf eine konstruierte Geschichte hin. 

Achten Sie auch auf Versprecher, diese können auf innere Spannungen hindeuten. Weitere Hinweise sind das Herumreden um den heißen Brei und das Vermeiden klarer und auf sich selbst bezogener Aussagen.

8. Ermitteln Sie die Baseline

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Wie wir gesehen haben sind insbesondere die Veränderungen zum normalen Verhalten ein Hinweis auf Stress, innere Spannungen und Lügen. Um Veränderungen zu erkennen, ist es daher enorm wichtig, die gewöhnlichen Verhaltensweisen der Person zu kennen. Dieses normale Verhaltensrepertoire nennt man auch „Baseline“. Achten Sie auf Abweichungen von der Baseline, dies deutet auf emotionale Ausschläge hin. 

Begehen Sie jedoch auch nicht den Othello-Fehler, der in dem Glaubenssatz besteht, dass jemand, der die Wahrheit sagt, keinen Grund dafür hat ängstlich und gestresst zu sein. Dies ist nämlich nicht grundsätzlich der Fall. Viele Menschen sind in Verhören oder bei Verdächtigungen allein deshalb gestresst, weil sie sich von anderen Menschen unter Verdacht gestellt fühlen. Umgekehrt ist aber auch das Fehlen von Stress-Anzeichen oder das Fehlen abweichender Mikromimiken kein Beweis dafür, dass jemand die Wahrheit sagt. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass es sich um besonders furchtlose, empathielose und reuelose Lügner handelt oder aber um notorische Lügner, die sich ihre eigenen Lügen am Ende sogar selbst glauben.