Ein bleicher Montagmorgen, doch vor deutschen und balearischen Kliniken stauen sich die Rettungswagen – das Seufzen der Sanitäter mischt sich mit dem Husten der Patienten. Seit dem frühen Morgen melden Notaufnahmen Alarmstufe Rot.
Warteschlangen vor den Notaufnahmen

In Berlin, München und Palma de Mallorca bilden sich lange Schlangen vor den Klinikeingängen; die Triage‐Zelte sind innerhalb weniger Stunden gefüllt. Viele Häuser melden Wartezeiten von bis zu acht Stunden, weil Betten auf den Normalstationen fehlen.
Ärzte sprechen von der „perfekten Atemwegssturm‐Gemengelage“: Corona, Influenza und RSV treffen gleichzeitig – mitten in den Herbstferien, wenn Urlauber zusätzliche Infektionsketten mitbringen. Wie schlimm die Zahlen wirklich sind, zeigt der Blick auf die neuesten Corona-Statistiken …
Corona-Rückkehr: Die Kurve zeigt wieder nach oben

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz kletterte am 7. Oktober auf 4,4 Fälle pro 100 000 Einwohner, die Hospitalisierungsrate liegt bei 1,25. Noch beunruhigender ist die Viruslast im Abwasser, die binnen vier Wochen um fast 20 Prozent gestiegen ist – ein Frühwarnsignal, das Intensivmediziner ernst nehmen.
Infektiologen beobachten, dass vor allem über 60-Jährige wieder häufiger mit schwerer Lungenentzündung eingeliefert werden, oft ungeboostert und mit Vorerkrankungen. Doch das Virus kommt selten allein – die Influenza gibt den Kliniken den Rest.
Frühstart der Grippewelle

Normalerweise schlägt die Grippe erst im Dezember zu, doch in diesem Jahr melden die RKI-Surveillancesysteme bereits jetzt mehr als 77 000 Influenzafälle – ein Anstieg um 45 Prozent binnen einer Woche. Die Impfkampagne würde erst Mitte Oktober anlaufen, viele Risikopatienten sind also noch ungeschützt.
Kinderkliniken sind besonders betroffen: Pädiater berichten von doppelt so vielen Einweisungen wie 2024, oft kombiniert mit RSV-Infektionen. Die Folgen für die Notaufnahmen spüren Ärztinnen und Pfleger schon bitter – wie sie reagieren, lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Kliniken am Limit – das Krisenmanagement

Im Universitätskrankenhaus Son Espases auf Mallorca wurden Rettungswagen zeitweise umgeleitet, in Hamburg-Eppendorf hat man Beobachtungsstationen in die Turnhalle verlegt. Gleichzeitig fällt Personal aus: Bis zu 15 Prozent der Pflegekräfte sind selbst krank.
Planbare Operationen werden verschoben, Telemedizin-Sprechstunden ausgeweitet und mobile Impfteams in Wartezonen eingesetzt, um Patienten gleich vor Ort zu schützen. Gibt es einen Ausweg? Die Expertenmeinungen zum weiteren Verlauf lassen hoffen – oder auch nicht.
Was Experten jetzt raten – und der Blick nach vorn

Virologinnen wie Prof. Sandra Ciesek werben für eine „Doppelspritze“: wer Anspruch hat, solle Corona- und Grippeimpfung kombinieren, idealerweise noch vor Ende Oktober. Außerdem empfehlen sie Masken in vollen Innenräumen, regelmäßiges Lüften und Zuhausebleiben bei ersten Symptomen.
Modellierungen des RKI prognostizieren einen Höhepunkt der kombinierten Welle um den 27. Oktober; fällt die Impfbereitschaft nicht ab, könnte der Druck bis Mitte November sinken. Bis dahin gilt: Geduld, Vorsicht – und ein bisschen Abstand.