Rheuma – Was ist das genau

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Rheuma bezeichnet Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates, die mit reißenden, ziehenden und fließenden Schmerzen einhergehen. Rheumatische Erkrankungen haben meist einen chronischen Verlauf. Sie sind mit großen Schmerzen verbunden und meist mit einer dauerhaften Beeinträchtigung des Bewegungsapparates verbunden. Die medizinische Bezeichnung ist: Krankheit des rheumatischen Formenkreises. Mehr als 450 Krankheiten ganz unterschiedlicher Auslöser werden zum rheumatischen Formkreis gezählt werden.

Bis zu 400 Krankheiten des Muskel-Skelette-Systems werden als Rheuma bezeichnet. Das Fachgebiet der Rheumatologie ist nicht einheitlich definiert. Daher werden die rheumatischen Erkrankungen so unterschiedlich eingeteilt. Rheumatologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit Rheuma befasst. Es gibt vier bzw. fünf wichtige Gruppen, die die verschiedenen Arten von Rheuma umfassen.

1. Arten von Rheuma

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Zu den Arten von Rheuma gehören degenerative Erkrankungen. Diese bezeichnen den Verschleiß der verschiedenen Gelenke, wie sie bei Arthrose vorkommen. Etwa 50 % der Rheuma-Erkrankungen fallen in diese Gruppe. Oft treten die Beschwerden in der Schulter, so wie im Hüft- und Kniegelenken auf. Maus- oder Tennisarm, Schwierigkeiten mit der Achillessehne und Bandscheibenbeeinträchtigungen treten hier ebenfalls sehr häufig auf.

Beim Weichteilrheumatismus sind die Weichteile des Körpers betroffen. Beeinträchtigt sind dabei nicht die Gelenke, sondern neben Sehnen und Muskeln auch häufig innere Organe wie bei einer Fibromyalgie. Diese Art von Rheuma ist nur schwer zu diagnostizieren, macht mittlerweile aber fast 40 % der Erkrankungen aus.

2. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

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Bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung spielt das Immunsystem verrückt. Es bildet sogenannte Autoimmun-Antikörper, also Antikörper gegen körpereigene Bestandteile. Die Reaktion des Körpers ist eine Entzündung. Es gibt verschiedene Ausprägung dieser Form von Rheuma. Bei Morbus Bechterew werden die Wirbelsäulengelenke, bei rheumatoider Arthritis die Gelenkinnenhaut von Fuß- und Handgelenken und bei der Psoriasis-Arthritis (Gelenkentzündungen bei Schuppenflechte) die Zehen- und Fingergelenke angegriffen.

Die genannten Formen machen etwa 10 % der Erkrankungen aus. Sie nehmen meist einen schweren Verlauf. In diese Gruppe gehören auch Gelenkentzündungen bei Borreliose, der Reiter-Krankheit und Morbus Crohn, sowie Erkrankungen des Bindegewebes und der Gefäße wie Sklerodermie, Polymyalgia rheumatica, das Sjögren-Syndrom und Lupus erythematodes.

3. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden

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Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden werden auch als pararheumatische Erkrankungen bezeichnet. Dazu gehören Rachitis, Gicht oder Osteoporose. Osteoporose kann übrigens beim Mann genauso auftreten wie einer Frau. Bei den genannten Krankheiten treten Veränderungen im Gelenk- oder Knochenstoffwechsel auf, die zu Schmerzen führen. Damit ist das Klassifikationsschema fast abgeschlossen.

Von der Rheuma-Liga werden noch Rückenbeschwerden (Dorsopathien) als eine separate zusätzliche Gruppe aufgezählt. Somit lassen sich fünf Gruppen unterscheiden. Zum rheumatischen Formkreis gehören also sehr unterschiedliche Krankheitsbilder, die sich im Verlauf, der Prognose und dem Beschwerdebild sehr stark voneinander unterscheiden. Mittlerweile unterscheidet die internationale Klassifikation der Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes ca. 200 bis 400 einzelne Erkrankungen.

4. Ursachen und Entstehung von Rheuma

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Bei einer degenerativen Erkrankung ist die Entstehung sehr einfach zu verstehen. Hier besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Belastbarkeit eines Gelenkes und der Belastung. Diese Form kommt daher häufig bei Übergewicht vor. Beim Weichteilrheumatismus ist Ursache für die Erkrankung hingegen noch unklar. Es wird momentan davon ausgegangen, dass genetische Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden durch das Immunsystem Antikörper gegen Körperbestandteile gebildet. Bei Erkrankungen von Gefäßen und Bindegewebe wie rheumatoide Arthritis und Kollagenosen werden auf den körpereigenen Zellen fälschlicherweise HLA-Rezeptoren (spezielle Andockstellen) gebildet, die vom Immunsystem angegriffen werden. Das Immunsystem erkennt diese körpereigenen Zellen (von Gefäßen, Haut, Gelenken oder Verdauungstrakt) als Gegner.

5. Unterschiedliche Ausprägungen der Krankheit

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Im Unterschied dazu ist es bei Stoffwechselerkrankungen so, dass wie bei der Gicht zu viel Harnsäure oder zu wenig Vitamin D und Kalzium (wie bei Osteoporose) die Veränderungen der Gelenke und Knochen zur Folge hat. Durch Fehlbelastungen wie zum Beispiel eine einseitige Belastung oder falsches Sitzen können Nacken- und Rückenschmerzen entstehen. Die Folgen sind Lumbago oder ein Hexenschuss.

Die Hauptsymptome einer Rheuma-Erkrankung sind Schmerzen in den Gelenken, Muskeln, Bändern oder Sehnen. Je nach Art fallen die Schmerzen unterschiedlich stark aus. Meist leiden Betroffene unter Einschränkungen in der Beweglichkeit. Aber auch Beschwerden an anderen Organen sind möglich. Dies trifft vor allem bei Bindegewebeerkrankungen zu.

6. Diagnostik bei Rheuma

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Bei den verschiedenen Klassifikationen können ganz unterschiedliche Symptome auftreten. So zeichnen gerötete Hautflächen die Lupus-Erkrankung aus, während trockene Augen beim Sjögren-Syndrom oder eine sinkende Elastizität von Speiseröhre, Zunge, Hals und Haut bei einer Sklerodermie auftreten. Die Anamnese betrachtet die Krankheitsvorgeschichte eins Patienten. So wird versucht festzustellen, welche Art von Rheuma vorliegt.

Durch die Lokalisation wird herausgefunden, welche Gelenke betroffen sind. Dann wird der Beschwerdecharakter untersucht. Hier wird beispielsweise erfragt, ob die Gelenke am Morgen steif sind oder seit wann die Schmerzen auftreten. Begleiterscheinungen an der Haut, den Augen oder auch an anderen Organen geben ebenfalls einen hilfreichen Aufschluss über die Erkrankung.

7. Betrachten der Symptome und Funktionstest

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Ein entzündetes Großzehengelenk (Gicht), eine rheumatische Arthritis (Schwellung der Gelenke) oder ein Hexenschuss (Bewegungseinschränkung) lassen sich einfach feststellen. Jedes Gelenk lässt sich charakteristisch strecken und beugen. Durch einen Funktionstest wird der Bewegungsumfang der Gelenke getestet. Diese Werte zeigen im Krankheitsverlauf, ob eine entzündungshemmende Behandlung gut verläuft oder in welchem Stadium sich eine Erkrankung befindet (wie häufig bei Morbus Bechterew).

Mit der Osteodensitometrie wird die Knochendichte bestimmt. Diese spielt bei Osteoporose eine wichtige Rolle. Hormonuntersuchungen und Blutuntersuchungen können dabei helfen, Auslöser für einen vermehrten Knochenabbau zu bestimmen. Das Immunsystem greift mit Autoimmun-Antikörper den eigenen Körper an. Diese Antikörper werden bei einer Blutuntersuchung identifiziert.

8. Weitere Untersuchungen bei Rheuma

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Eine Biopsie (Probe) des angegriffenen Gewebes wird bei einer Bindegewebeerkrankung angeordnet. Dadurch kann die Erkrankung besser einer der vielen Arten von Rheuma zugeordnet werden. Bildgebende Verfahren geben Aufschluss über den Grad des Schadens am Knochen. Im Röntgenbild sind im Vergleich zur gesunden Seite eindeutig entzündliche Veränderungen zu erkennen. Veränderungen der Muskeln und Gelenke sind im Ultraschall sichtbar. Mit einem Arhroskop kann in das Gelenk hineingeschaut werden.

Genetisch bedingten Rheuma-Erkrankungen kann leider nicht vorgebeugt werden. Verschleißerscheinungen und Rückenbeschwerden kann hingegen genauso wie bei Stoffwechselerkrankungen mit dem richtigen Verfahren vorgebeugt werden. Durch Fitnessübungen und Muskeltraining kann die Rückenmuskulatur gezielt gestärkt werden. Radfahren und andere gelenkschonenden Aktivitäten verbessern die Fitness.

9. Vorbeugung und Behandlung von Rheuma

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Krankenkassen unterstützen mit unterschiedlichen Programmen dabei, den Fitnesszustand zu verbessern. Gichtanfälle sind mittlerweile leider keine Seltenheit mehr. In der heutigen Gesellschaft entstehen diese nach ausschweifendem Genuss von Alkohol oder fettreicher Nahrung. Hier gilt Mäßigung als beste Vorbeugungsmaßnahme. Eine calziumreiche Ernährung ist gerade bis zum 30. Lebensjahr als Vorsorge gegen Osteoporose sehr wichtig. Die Knochenmasse wird bis zu diesem Alter aufgebaut.

Die Behandlung von rheumatischen Schmerzen erfolgt zumeist mit Schmerzmitteln. Bei der Einnahme der gebräuchlichen Schmerzmittel, dies sind nicht-steroidale Antirheumatika, sollte zusätzlich ein Magenschutz genommen werden. Ansonsten könnten Magenschleimhautentzündungen oder –Blutungen entstehen. Als entzündungshemmendes Mittel kommt auch Kortison zum Einsatz. Der Wirkstoff ist sehr effektiver, hat allerdings einen schlechten Ruf.

10. Das künstliche Gelenk als letzte Alternative

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Ein wesentlicher Bestandteil bei der Behandlung von Rheuma ist die Bewegungstherapie. Zwar tut jede Bewegung weh, dennoch wird dadurch eine weitere Verschlechterung der Einschränkungen verhindert. Sind die Gelenke in der Folge der Erkrankung zerstört, können sie operativ ersetzte werden. Dies sollte allerdings die letzte Alternative sein. Künstliche Hüft- und Kniegelenke oder Bandscheibenprothesen im Halswirbelsäulenbereich sind heute keine medizinische Besonderheit mehr.

Besonders wichtig ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Vitamin C und E sowie Vitamin D und Kalzium. Nahrungsergänzungsmittel wie Glucosamin und Collagen-Hydrolysat helfen dabei den Gelenken genauso eine ausgeglichene Verteilung von basischen und sauren Nahrungsmitteln oder Enzyme. Heilerde- und Fangopackungen helfen den Gelenken bei Entzündungsschüben äußerlich.

11. Selbsthilfegruppen und Ärzte klären auf

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Bei jeder Krankheit gibt es spezielle Vorgehensweisen mit Operationen oder Medikamenten. Zusammen mit Rheumatologen, Selbsthilfegruppen und Bewegungstherapeuten wird für jeden ein individuelles Therapiekonzept erarbeitet, dass auf die einzelnen Krankheitsformen und Bedürfnisse abgestimmt ist. Oftmals sind rheumatische Krankheiten nicht heilbar. Die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten können die Schmerzen nur lindern.

Rheuma führt dadurch zu starken Einschnitten im beruflichen und privaten Leben. In Selbsthilfegruppen lernen Betroffene, wie man mit der neuen Lebenssituation am besten umgeht und was es für ein Angebot an Therapien gibt. Um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen ist es sehr wichtig, dass die Behandlung in einem frühen Stadium begonnen wird. Betroffenen müssen daher umgehend Hilfe in Anspruch nehmen.