Rückruf Blutdruckmedikamente wegen krebserregender Substanzen

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Wieder einmal sorgt ein Pharmaunternehmen weltweit für Aufsehen. Es ist ja bekannt, dass Lebensmittelgeschäfte, wie beispielsweise Aldi, ab und an Rückrufaktionen für bereits an den Endverbraucher abgegebene Lebensmittel starten. Was in den menschlichen Organismus kommt, unterliegt strengen Kontrollen. In einigen Fällen passiert dies, wenn der Endverbraucher Stoffe bereits seinem Organismus zugeführt hat.

Neben Lebensmitteln können auch Medikamente potenziellen Schaden anrichten – und wir meinen nicht im Sinne von Nebenwirkungen. Auch Medikamente, denen man vertraut und die vom Arzt verordnet wurden, können verunreinigt sein. Das neuste Beispiel hierfür sind Blutdruckmedikamente, die krebserregend sein sollen und aus diesem Grund zurückgerufen werden. Erfahren Sie hier, ob Sie oder Ihre Liebsten betroffen sein könnten.

1. Krebserregende Substanzen in Blutdruckmedikamenten

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Wer unter zu hohem Blutdruck leidet, ist oft auf Blutdrucksenker angewiesen. Ein zu hoher Blutdruck, der im Fachjargon Hypertonie genannt wird, führt im Laufe der Zeit nicht selten zu Schädigungen an den Blutgefäßen und letztlich auch an Organen. Daher sind medizinische Maßnahmen zur Behandlung einer Hypertonie von hoher Bedeutung. Eine Vielzahl von Medikamenten soll den Blutdruck regulieren.

Nun wurde bekannt, dass bestimmte Blutdruckmedikamente krebserregende Substanzen enthalten sollen und daher aus Sicherheitsgründen für die betroffenen Patienten dem Markt nicht mehr zugänglich sein sollen. Es soll daher eine Rückrufaktion bestimmter Medikamente mit dem Wirkstoff Valsaratan, der seit dem Jahr 2018 in Blutdruckmedikamenten verarbeitet wurde, gestartet sein – mit sofortiger Wirkung.

2. Wirkstoff Valsaratan in Blutdruckmedikamenten soll NDMA enthalten

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NDMA wird, basierend auf Tierstudien, als wahrscheinlich kanzerogen beim Menschen eingestuft. Die Substanz kommt in einigen Lebensmitteln und auch im Trinkwasser vor. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass es bei einer sehr geringen Substanzaufnahme Schäden verursacht. NDMA ist die Abkürzung für N-Nitroso-Dimethylamin und ist auch unter Bezeichnung Dimethylnitrosamin bekannt.

Insbesondere Valsartan-haltige Generika stehen im Verdacht, mit der kanzerogenen Substanz kontaminiert zu sein. Grundsätzlich kann ein Mensch N-Nitroso-Verbindungen aus diversen Quellen aufnehmen. Sie können darüberhinaus auch im Organismus selbst entstehen. Allerdings findet die exogene Exposition über einige Nahrungsmittel, wie zum Beispiel gepökeltes oder geräuchertes Fleisch und Tabakkonsum statt. Auch Medikamente können zur exogenen Exposition gehören.

3. Sofortiger Rückruf von mit NDMA kontaminierten Medikamenten

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Medikamente gegen Bluthochdruck und Herzinsuffizienz, die den Wirkstoff Valsartan enthalten, werden sofort aus dem Handel genommen und somit zurückgerufen. Der Wirkstoff Valsaratan ist laut Untersuchungen mit NDMA verseucht und Patienten sollen geschützt werden. Wie es zur Kontamination kam, steht bisher noch nicht fest. Es wird vermutet, dass es zur Verunreinigung kam, weil Veränderungen im Herstellungsprozess geschehen sind.

Das Ausmaß der Kontaminierung wird von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) untersucht. Auch wenn NDMA Tumoren in Nieren, Leber und Atemwegen verursachen kann, kommt es auf die Menge an. Angesichts der Menge, die in den Medikamenten festgestellt wurde, ist die erhöhte Gefahr von Krebs relativ gering.

4. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa ist vom Rückruf des Medikamentes betroffen

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Der Rückruf der betroffenen Medikamente richtet sich nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern betrifft ganze 22 europäische Länder. Neben Deutschland sind auch Schweden, Norwegen, Ungarn, Finnland, Polen, die Niederlande, Portugal, Österreich, Italien, Belgien, Frankreich, Kroatien, Malta, Griechenland, Litauen, Irland, Spanien, Kanada, Bosnien und Herzegowina, Bahrain und Bulgarien vom Rückruf betroffen und involviert.

Insgesamt werden 2.300 Chargen der bestimmten Medikamente zurückgerufen, die vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceuticals ausgeliefert wurden. Eindeutig steht der Schutz der Patienten im Vordergrund, auch wenn die Menge der krebserregenden Substanz nur gering sei, durch die das Medikament kontaminiert ist.

5. Informationen bei Apotheken über den aktuellen Stand der Rückrufaktion

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Ihre regionale Apotheke vor Ort sitzt an der Quelle wichtiger Informationen über das Medikament Vartisan und sich und auch den eingeleiteten Rückrufaktionen zu diesem Arzneistoff. Genauere Auskünfte erhalten Sie in Ihrer Apotheke, die im Übrigen auch für die Rücknahme des Medikamentes zuständig ist. Sie können dort, selbstverständlich kostenfrei, Ihre Medikamente überprüfen lassen, Beratung in Anspruch nehmen und das Medikament gegebenenfalls über Ihre Apotheke fachgerecht entsorgen lassen.

Dies gilt im Übrigen für sämtliche Arzneimittel, die Sie eventuell in Ihrer Hausapotheke haben und die beispielsweise das Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Medikamente gehören grundsätzlich nicht in den Hausmüll. Geben Sie sie in Ihrer Apotheke ab.

6. Wer kontrolliert Pharmahersteller und ihre Medikamente?

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Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte kontrolliert die Pharmaindustrie in Deutschland. Medikamente sind mit einer Seriennummer ausgestattet. Somit kann die Packung in der Apotheke überprüft werden. Zum Schutz des recht-mäßigen Vertriebswegs wird beim Verpackungsablauf jedes Medikament einzeln mit einem aufgedruckten 2D-Data-Matrix-Code gekennzeichnet.

Um Gefahren für die Bevölkerung rasch zu erkennen und zu eliminieren, gibt es auch bei Medikamenten eine behördliche Kontrolle. Sämtliche Betriebe und auch Einrichtungen, in denen Arzneimittel produziert, gelagert, geprüft, verpackt oder in den Umlauf gebracht werden oder ein Handel stattfindet, werden regelmäßig seitens Behörden des Bundes und der Länder überwacht.

7. Welche Medikamente sind noch möglicherweise kontaminiert?

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Von Kontaminierung, also Verunreinigung, bei Arzneimitteln spricht man, wenn Wirksubstanzen schädliche Stoffe enthalten, die sich auf diversen Wegen im Produktionsgeschehen ein gemogelt haben. Die amerikanische und die europäische Arzneimittelbehörde gaben im September 2019 bekannt, dass auch in Ranitidin, eingesetzt als H2-Antihistaminikum gegen Sodbrennen und Magenulcera, Kontaminierungen mit NDMA nachgewiesen wurde.

Arzneimittel, die Candesartan, Olmesartan, Irbesartan und Losartan beeinhalteten, wurden ebenfalls wie beim Vartasan positiv getestet. Die in den Sartanen mit Tretrazolring gefundenen Verunreinigungen mit NDMA und NDEA stammten wohl aus den Syntheseprozessen, aber wohl auch aus potenziell kontaminierten Rohmaterialien. Bereits seit 2019 gibt es daher Auflagen für Sartane, speziell für deren in Umlauf bringen.

8. Sind Sie im Besitz kontaminierter Medikamente?

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Wenn Sie Arzneimittel, mit den genannten Wirkstoffen zu Hause haben, ist es ratsam, diese in Ihrer nächsten Apotheke vorzustellen. Das Fachpersonal weiß um die betreffenden Medikamente und deren Rückrufen und kann anhand der Seriennummern und des Codes feststellen, ob Ihre Medikamente in die Kategorie der abzugebenden Medikamente fallen.

Selbstverständlich ist Ihre Apotheke auch ein perfekter Ansprechpartner zu Ihrer Erkrankung allgemein und möglichen Empfehlungen an Sie. Keinesfalls sollten Arzneimittel im Hausmüll entsorgt werden. Gemeinsam mit Ihrem Arzt ist das Fachpersonal der Apotheke für Sie da, um die weitere Vorgehensweise in Ihren gesundheitlichen Belangen mit Ihnen gemeinsam zu erarbeiten.

9. Was sollten Betroffene tun?

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Betroffene, die entsprechende Medikamente eingenommen haben, sollten nun nicht gleich in Panik verfallen. Es ist ratsam die Medikamente in der Apotheke prüfen zu lassen und mit dem behandelndem Arzt zu besprechen, ob eventuell ein Ersatzpräparat in Frage kommen könnte, um den Bluthochdruck zu behandeln. Aus medizinischer Sicht ist es nicht ratsam, die Medikamente eigenständig und abrupt abzusetzen.

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt und Apotheker Ihre Sorgen und den weiteren Behandlungsverlauf. Achten Sie weiterhin auf gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung an der frischen Luft, gesunden Schlaf und vermeiden Sie Tabakkonsum. Dies sind, neben regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, die bedeutendsten Maßnahmen zum Erhalt Ihrer Gesundheit.