
Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass die politischen Ränder zunehmend auch bei den Jungwählern an Zustimmung gewinnen. Insbesondere die AfD und die Linke verzeichnen große Erfolge bei den Erstwählern – ein Trend, der sich auch auf TikTok widerspiegelt.
Diese Plattform hat sich zu einem wichtigen Wahlkampf-Werkzeug entwickelt, insbesondere für die Parteien, die bei jungen Menschen besonders populär sind. Das Forschungsprojekt Sparta der Universität der Bundeswehr analysiert, wie die TikTok-Präsenz politischer Parteien den Wahlerfolg beeinflusst und welche Rolle Social Media im modernen Wahlkampf spielt. Diese Entwicklungen werfen Fragen auf: Was macht TikTok so erfolgreich für diese Parteien?
1. Der überraschende Wahlerfolg der politischen Ränder

Bei der Bundestagswahl 2021 lagen noch die FDP und die Grünen bei den Jungwählern an der Spitze. 2025 hat sich das Bild gewandelt: Die AfD und die Linke teilen sich nun die Spitzenplätze.
Fast die Hälfte der Erstwähler vergab ihre Stimme an diese beiden Parteien. Dieser Wandel überrascht nicht, wenn man die TikTok-Präsenz der Parteien betrachtet. Besonders auffällig ist, dass diese beiden Parteien dort am erfolgreichsten sind. Es zeigt sich, dass Social Media – speziell TikTok – ein entscheidendes Medium für die Ansprache junger Wähler geworden ist, was zu einer politischen Verschiebung führt.
2. TikTok als neues Politikum

TikTok hat sich als eines der bedeutendsten Wahlkampfmedien etabliert. Das Forschungsprojekt Sparta der Universität der Bundeswehr zeigt, dass insbesondere die AfD und die Linke auf TikTok überdurchschnittlich viele Aufrufe erzielen. Die AfD führt dabei das Feld an, dicht gefolgt von der Linken.
Diese Entwicklungen spiegeln sich direkt in den Wahlergebnissen wider, wo diese Parteien bei den Jungwählern ebenfalls gut abschnitten. TikTok wird mittlerweile von den Parteien als ernstzunehmendes Wahlkampf-Werkzeug angesehen. Der Erfolg der AfD auf TikTok hat viele überrascht, zeigt jedoch, wie gezielt und erfolgreich Social-Media-Strategien im politischen Raum eingesetzt werden können.
3. Der Einfluss von TikTok auf den Wahlkampf

Politikprofessorin Jasmin Riedl erklärt, dass die verstärkte Aktivität der Parteien auf TikTok nach der Europa-Wahl 2024 eine Reaktion auf die erfolgreiche TikTok-Präsenz der AfD war.
Diese hatte viele Jungwähler angesprochen und überraschend starke Wahlergebnisse erzielt. Riedl sieht den „TikTok-Schock“ als Auslöser dafür, dass nun alle großen Parteien auf TikTok verstärkt aktiv sind. Es geht nicht mehr nur um die digitale Präsenz, sondern darum, junge Wähler direkt und effektiv anzusprechen. Die AfD mag auf TikTok eine Spitzenposition haben, aber ihre Erfolge haben auch andere Parteien motiviert, ihre Social-Media-Strategien zu überdenken und zu intensivieren.
4. Populismus von links – Heidi Reichinnek auf TikTok

Heidi Reichinnek, eine der Spitzenkandidatinnen der Linken, hat sich auf TikTok als eine der erfolgreichsten Politikerinnen etabliert. Ihr Account verzeichnete rasantes Wachstum, besonders während der politischen Debatten um den „Fünf-Punkte-Plan“ der Union, bei denen die Linke viele junge Menschen ansprach.
Reichinnek setzt bewusst auf Themen wie Migration und Umverteilung und spricht damit viele junge Wähler an. Ihre Bundestagsreden und Auftritte sind auf TikTok viral gegangen. Sie nutzt die Plattform, um ihre populistischen, linken Botschaften zu verbreiten, was ihr eine große Reichweite bei der jüngeren Generation verschafft hat.
5. Sind Themen oder TikTok-Strategien entscheidend?

Die Frage, ob die AfD und die Linke bei der Wahl aufgrund ihrer erfolgreichen TikTok-Strategien oder wegen ihrer politischen Themen so erfolgreich sind, lässt sich nicht eindeutig beantworten.
Wahrscheinlich spielen beide Faktoren eine Rolle. TikTok hat den Parteien geholfen, ihre Botschaften direkt und effektiv an die junge Wählerschaft zu bringen. Doch auch die politischen Themen der Parteien, die viele junge Menschen ansprechen, sind entscheidend. Es ist eine Mischung aus beidem – der erfolgreichen Social-Media-Strategie und den relevanten politischen Themen, die die Jugend ansprechen und mobilisieren.
6. TikTok als Wahlkampf-Werkzeug für alle Parteien

TikTok ist heute für alle Parteien ein unverzichtbares Werkzeug im Wahlkampf. In Bayern hat Ministerpräsident Markus Söder dies erkannt und eine beachtliche TikTok-Präsenz aufgebaut, die ihn vor anderen prominenten Politikern wie Olaf Scholz positioniert.
Mit rund 250.000 Followern gehört er zu den führenden Politikern auf der Plattform. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Präsenz dazu beigetragen hat, dass die Union bei den Erstwählern auf Platz 3 landete. Es zeigt sich jedoch, dass Social Media, insbesondere TikTok, eine wichtige Rolle bei der Gewinnung junger Wähler spielt, unabhängig von der politischen Ausrichtung.
7. Fazit: TikTok – das neue Wahlkampf-Medium?

Die TikTok-Präsenz der AfD und der Linken zeigt, wie wichtig Social Media für den modernen Wahlkampf geworden ist. Die beiden Parteien haben TikTok geschickt genutzt, um junge Wähler zu gewinnen und ihre politischen Botschaften zu verbreiten.
TikTok ist ein Instrument, das nicht nur die politische Kommunikation verändert, sondern auch den gesamten Wahlkampf beeinflusst. Parteien, die diese Plattform nicht nutzen oder unterschätzen, könnten bei der jungen Generation zunehmend ins Hintertreffen geraten. TikTok hat sich zu einem unverzichtbaren Medium entwickelt, das die politische Landschaft nachhaltig prägt.