„Vier Pfoten, volles Recht“ – Italiens neues Tierschutzgesetz sorgt für Aufsehen

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Manche Veränderungen wirken auf den ersten Blick klein – und sind in Wahrheit epochale Einschnitte. Wenn es um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier geht, sind gesetzliche Anpassungen selten reine Formalität. Denn was wir juristisch regeln, spiegelt, wie wir als Gesellschaft fühlende Wesen wahrnehmen – und wie viel Schutz wir ihnen zugestehen. In einem unserer europäischen Nachbarländer wurde kürzlich eine Entscheidung getroffen, die genau an diesem Punkt ansetzt. Für viele Tierschützer markiert sie einen historischen Wendepunkt, für andere bleibt sie Symbol einer nur halbherzigen Reform.

Was genau beschlossen wurde, wie sich das konkret auf den Alltag auswirkt und was dabei übersehen wurde – all das wird derzeit leidenschaftlich diskutiert. Und genau dort beginnt die eigentliche Geschichte.

1. Wenn ein Gesetz mehr als Worte ist

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Ein neues Gesetz kann ein Signal senden, ein Umdenken einleiten oder ein Missstand sichtbar machen. In diesem Fall wurde in einem südeuropäischen Land eine maßgebliche Reform beschlossen, die bereits jetzt als ein Durchbruch für den Tierschutz gewertet wird. Doch wie viel Wandel steckt tatsächlich in dieser Entscheidung? Was bedeutet sie für Millionen von Haustieren – und für die Menschen, die sie halten?

Sicher ist nur: Die Neuerung trifft einen gesellschaftlichen Nerv. Tiere als fühlende Lebewesen anzuerkennen, ist mehr als Symbolik. Es ist ein Schritt hin zu einer anderen Ethik. Doch ob dieser Schritt groß genug ist – oder doch nur ein kleiner auf einem langen Weg – das bleibt zu klären. Denn zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen nicht selten Welten.

2. Die neue Rolle der Tiere im Recht

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Was früher kaum denkbar war, ist nun Realität: Haustiere werden in Italien erstmals nicht mehr als Eigentum, sondern als eigenständige Rechtssubjekte betrachtet. Dieser juristische Paradigmenwechsel ist möglich geworden, weil 2022 die italienische Verfassung ergänzt wurde – mit dem ausdrücklichen Hinweis auf den Schutz von Tieren als fühlende Wesen. Das neue Gesetz ist somit kein isolierter Einfall, sondern Teil eines tiefgreifenden Wandels im Verständnis vom Tierwohl.

Für viele Aktivistinnen und Aktivisten ist das ein lang ersehnter Erfolg. Denn wenn Tiere gesetzlich Subjekte mit eigenem Schutzanspruch sind, lassen sich Misshandlungen nicht länger nur als „Eigentumsdelikte“ werten. Stattdessen rückt das Leid der Tiere selbst in den Mittelpunkt. Ein Ansatz, der auch international Beachtung findet.

3. Harte Strafen für Tierquäler

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Mit dem neuen Gesetz reagiert Italien klar auf bisherige Grauzonen im Umgang mit Tierquälerei. Wer ein Haustier grundlos tötet, muss künftig mit einer Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren rechnen – vor allem dann, wenn dem Tier dabei besondere Qualen zugefügt wurden. Auch für das Aussetzen oder das Nichtbeachten artgerechter Haltung sind Geldstrafen bis zu 60.000 Euro vorgesehen.

Diese Strafverschärfungen betreffen auch jene, die an illegalen Tierkämpfen teilnehmen – nicht nur Veranstalter, sondern sogar Besucher können belangt werden. Für viele Beobachter ein klares Signal: Tierquälerei wird nicht länger als Kavaliersdelikt behandelt. Doch reichen diese Maßnahmen wirklich aus? Kritiker mahnen: Die Praxis muss beweisen, ob die Härte des Gesetzes auch auf der Straße gilt.

4. Michela Brambilla – eine Stimme für die Tiere

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Hinter dem Gesetz steht eine Frau, die in Italien längst als Symbolfigur des Tierschutzes gilt: Michela Brambilla. Die Abgeordnete der kleinen Mitte-Partei „Noi Moderati“ kämpft seit Jahren für einen besseren Schutz von Haustieren – und sieht in der neuen Regelung eine „epochale Reform“. Als ehemalige Ministerin und langjährige Tierschutzaktivistin ist sie mit dem politischen Geschäft ebenso vertraut wie mit den Anliegen der Zivilgesellschaft.

Brambilla selbst hält nach eigenen Angaben einen „halben Zoo“ an Haustieren. Ihr Engagement gilt den „quattro zampe“ – den Vierbeinern, die für viele Menschen mehr als nur Begleiter sind. Sie sieht in diesem Gesetz den Beginn eines echten Bewusstseinswandels. Doch auch sie musste Kompromisse hinnehmen – besonders beim Thema Wildtiere.

5. Die Schattenseite der Reform

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So deutlich der Schutz für Haustiere auch verbessert wurde – für Wild- und Nutztiere blieb der gesetzliche Fortschritt aus. Obwohl ursprünglich vorgesehen, wurden diese Tiergruppen aus dem finalen Gesetzestext ausgeklammert. Grund dafür ist laut Beobachtern der Einfluss der Landwirtschaftslobby und der Nähe mancher Regierungsparteien zu Jagdinteressen. So arbeiten führende Politiker aktuell sogar an einer Liberalisierung des Jagdgesetzes, das auch geschützte Arten wie Bären und Wölfe betreffen könnte.

Diese Lücke im Gesetz wird von Tierschutzorganisationen scharf kritisiert. Für sie handelt es sich um eine verpasste Chance, den Schutz aller Tiere umfassend zu regeln. Der Vorwurf: Die Reform sei zwar symbolisch stark – aber inhaltlich nicht konsequent genug.

6. Zwischen Anspruch und Realität

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Die Reaktionen auf das neue Gesetz könnten gegensätzlicher kaum sein. Während Regierungsparteien das Gesetz als großen Erfolg feiern, sprechen Vertreter von Tierschutzverbänden von halbherzigen Maßnahmen. Besonders der fehlende Wildtierschutz sorgt für Kritik. Auch die Höhe der Strafen wird von vielen als nicht ausreichend abschreckend empfunden – gerade im Hinblick auf systematische Vernachlässigung und Tierleid.

Zugleich wird die Frage laut, wie das Gesetz umgesetzt und kontrolliert werden soll. Denn auf dem Papier klingen vier Jahre Haft oder 60.000 Euro Strafe beachtlich – doch in der Realität liegt es an Polizei, Justiz und Veterinärbehörden, diese Sanktionen durchzusetzen. Gesetz ohne Durchsetzung ist für viele Aktivisten wertlos. Genau hier wird sich zeigen, ob die Reform mehr als Symbolpolitik ist.

7. Mafia, Tierkämpfe und die neue Strafandrohung

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Ein besonders brisantes Thema betrifft die illegale Ausrichtung von Tierkämpfen – eine Praktik, die in Teilen Italiens noch immer vorkommt, oft mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität. Das neue Gesetz sieht hier erstmals auch Strafen für das bloße Zuschauen solcher Kämpfe vor – ein wichtiger Schritt, um die Strukturen hinter diesen Gräueltaten zu schwächen.

Diese Regelung trifft besonders auf die Mafia-Aktivitäten in Süditalien zu, wo Hundekämpfe teils als Teil des „Geschäftsmodells“ gelten. Experten betonen: Nur durch konsequentes Vorgehen gegen das gesamte Umfeld – also auch Zuschauer und Veranstalter – kann dieser Form der Tierquälerei effektiv begegnet werden. Das neue Gesetz öffnet hier erstmals rechtlich den Weg für eine umfassendere Bekämpfung.

8. Ein Anfang – aber kein Ende

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Das neue Tierschutzgesetz in Italien ist zweifellos ein Meilenstein – vor allem was den juristischen Status von Haustieren betrifft. Doch ebenso klar ist: Es ist nur ein Anfang. Die Diskussion um den Schutz von Wild- und Nutztieren, die Frage nach der Umsetzung und die gesellschaftliche Haltung gegenüber Tierwohl bleiben weiterhin aktuell – und drängen auf politische Nachbesserung.

Für viele Tierschützer ist der Moment dennoch historisch: Endlich wird Tierleid nicht mehr nur als Nebensache behandelt. Der Weg zu einem umfassenden Tierschutz bleibt lang, aber mit diesem Gesetz ist ein erster großer Schritt getan. Und vielleicht ist genau das der eigentliche Erfolg – dass das Thema endlich in der Mitte der Politik angekommen ist.

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