„Wir sprechen hier Deutsch“ – Wenn ein Schild mehr sagt als tausend Worte
3. Sprachbarrieren in der Medizin: Ein strukturelles Problem
Bild: IMAGO / Westend61
Der Vorfall in Kirchheim unter Teck ist kein Einzelfall. In vielen Praxen und Kliniken häufen sich Sprachprobleme, die sowohl medizinisches Personal als auch Patientinnen und Patienten gleichermaßen belasten. Gerade in Notaufnahmen kommt es immer häufiger zu Missverständnissen, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden können. Allergien, Vorerkrankungen, Medikamentenpläne – all das kann ohne Sprache nicht abgeklärt werden.
Ärztinnen und Ärzte stehen vor einem Dilemma: Sie wollen helfen, dürfen aber nicht ohne rechtlich abgesicherte Aufklärung handeln. Und Aufklärung braucht Kommunikation. Die Kassenärztliche Vereinigung bestätigt: Für viele sei die Lage kaum lösbar. Ohne politische Rahmenbedingungen – etwa eine Finanzierung von Dolmetscherdiensten – bleiben die Praxen auf sich allein gestellt.
Interessant:Wie viele Sprachen denken Sie, gibt es auf der Welt?
Weltweit existieren derzeit etwa 7.000 verschiedene Sprachen, wobei die genaue Anzahl je nach Definition variieren kann. Erstaunlicherweise sprechen rund 90% der Weltbevölkerung nur etwa 100 dieser Sprachen, während die restlichen 6.900 Sprachen von weniger als 10% der Menschen gesprochen werden. Diese Vielfalt zeigt sich besonders in Papua-Neuguinea, das trotz seiner geringen Bevölkerung von knapp 9 Millionen Menschen mehr als 800 verschiedene Sprachen beherbergt. Die Dominanz weniger Sprachen und die Bedrohung vieler kleiner Sprachen durch das Aussterben werfen interessante Fragen zur kulturellen Vielfalt und Erhaltung auf.