
Immer mehr Restaurants kämpfen mit steigenden Preisen und vollen Mülleimern. Doch während viele resignieren, handelt Chien Yung Cheok. In seinem chinesischen Lokal „Goldener Wok“ in Erfurt setzt er auf eine klare Regel. Damit will er seine Gäste sensibilisieren und gleichzeitig verhindern, dass gutes Essen in der Tonne landet.
Was auf den ersten Blick streng klingt, kommt bei vielen sogar gut an. Denn: Wer mitdenkt, spart – und hilft der Umwelt. Acht Einblicke zeigen, wie der Gastronom seine Idee umsetzt und was sie bewirkt.
1. Die Essensreste türmen sich

In der grünen Mülltonne hinter dem Lokal landen wöchentlich bis zu 480 Liter Essensreste – darunter Fleisch, Reis, Gemüse und Fisch.
Vor allem beim Fleisch schmerzt es Betreiber Cheok: „Das wird immer teurer.“ Gerade teure Lebensmittel enden viel zu häufig im Müll, weil Gäste ihre Augen größer als den Magen einschätzen.
2. Wirtschaftlicher Druck wächst

Lebensmittelpreise sind seit 2021 um 30 Prozent gestiegen, zusätzlich explodieren die Entsorgungskosten. Spezielle Gastronomie-Tonnen und Kühlung kosten mehrere Tausend Euro im Monat, so der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger betont: „Das Entsorgen ist ein enormer Kostenfaktor.“
Cheok beobachtet diese Entwicklung seit Jahren und war zunehmend frustriert – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch aus Respekt vor den Lebensmitteln. Mit Blick auf die steigenden Preise war für ihn klar: So kann es nicht weitergehen.
3. Das Prinzip ist einfach – und wirksam

Seit 2023 gilt im „Goldenen Wok“: Wer seinen Teller nicht leer isst, zahlt fünf Euro Strafe. Für jedes ungetrunkene Getränk werden zwei Euro berechnet. Das Konzept basiert auf einem Buffet mit Festpreis, bei dem man so viel essen kann, wie man möchte – aber auch wirklich essen sollte.
Die Regel soll nicht bestrafen, sondern bewusst machen, wie viel auf dem Teller landen sollte. Und sie wirkt: Seit der Einführung ist die Menge an weggeworfenem Essen deutlich zurückgegangen. Für Cheok ist es eine Maßnahme mit Signalwirkung.
4. Ein Konzept mit Tradition und Herz

Chien Yung Cheok ist 1968 in China geboren und kennt Lebensknappheit aus eigener Erfahrung. In seiner Kindheit gab es kaum Fleisch oder Reis – Süßkartoffeln waren das tägliche Brot. Diese Prägung begleitet ihn bis heute: Lebensmittel sind für ihn wertvoll.
Deshalb möchte er nicht nur satt machen, sondern auch ein Bewusstsein schaffen. Wenn jemand mal etwas übrig lässt, ist das kein Problem – aber absichtliche Verschwendung ahndet er. In vielen Fällen reicht ein Gespräch. Nur in Ausnahmefällen zieht er die Strafgebühr wirklich ein.
5. Die Gäste akzeptieren die Regeln

An mehreren Stellen im Restaurant hängen rote Hinweise, die auf die Strafgebühr hinweisen. Die meisten Gäste zeigen sich verständnisvoll, manche loben die Regel sogar. Stammgast Herr Weber sagt: „Man kann doch öfter gehen und kleinere Portionen nehmen.“
In Zeiten, in denen Lebensmittel immer teurer werden, ist für ihn Verschwendung unverständlich. Die Erfahrung zeigt: Wer sich an die Spielregeln hält, kann genussvoll essen und dennoch Kosten sparen. Das schweißt Gäste und Gastgeber sogar enger zusammen.
6. Deutliche Erfolge in der Müllbilanz

Um 13:30 Uhr, zwei Stunden nach Buffetstart, sind im Müll nur geringe Reste zu finden: ein paar Nudeln, etwas Gemüse, drei angebissene Chicken Nuggets. Cheok ist zufrieden: „Das ist wirklich besser geworden.“ Laut seinen Beobachtungen essen heute 90 Prozent der Gäste ihre Teller leer.
Die Regel hat ihr Ziel erreicht – ohne große Konflikte. Für den Betreiber ist es ein klarer Erfolg und ein Weg, auch langfristig wirtschaftlich zu arbeiten. Zudem stärkt die Maßnahme das Gemeinschaftsgefühl im Lokal.
7. Win-Win für Gäste und Umwelt

Viele Gäste zeigen Cheok beim Gehen den Daumen hoch. Sie verstehen, dass seine Maßnahme nicht gegen sie gerichtet ist, sondern allen hilft. Indem sie auf kleinere Portionen achten und öfter zum Buffet gehen, vermeiden sie unnötige Abfälle.
Cheok sieht darin eine echte Win-Win-Situation: „So kann ich meine Preise halten, und die Gäste haben weiter Freude am Essen.“ Die Regel spart Kosten, schützt Ressourcen – und sendet ein wichtiges Signal: Lebensmittel sind zu wertvoll, um sie achtlos wegzuwerfen.4o