Drei freie Tage im Monat wegen Regelschmerzen? Politiker innen verschiedenster Parteien bringen den „Menstruationsurlaub“ plötzlich auf die Tagesordnung – und heizen eine Debatte an, die von Arbeitsrecht bis Gleichstellung reicht.
Ein Antrag, der Wellen schlägt

Überraschend legten Abgeordnete aus Grünen, SPD und Linker heute Vormittag einen gemeinsamen Prüfauftrag vor: Beschäftigte mit starken Regelschmerzen sollen künftig bis zu drei bezahlte Fehltage pro Zyklus nehmen dürfen – ganz ohne Attest. Damit überholen sie sogar den Linken-Vorschlag von 2023, der nur zwei Tage vorsah. (100140086/linke-fordert-zwei-tage-menstruationsurlaub-pro-monat-union-lehnt-das-ab.html?utm_source=openai“>t-online.de)
Der Schritt wird mit aktuellen Krankenkassenzahlen begründet: Rund zehn Prozent der Betroffenen seien jeden Monat bis zu drei Tage arbeitsunfähig. Gleichzeitig verweisen die Initiatorinnen auf die Schweizer Stadt Freiburg, die schon im Juli 2025 drei Tage eingeführt hat – ein Präzedenzfall, der zeige, dass das Modell praxistauglich sei. (blick.ch)
Lust auf den Blick über die Grenze?
Freiburg macht’s vor – und zeigt Stolpersteine

Seit dem 1. Juli 2025 dürfen städtische Angestellte in Freiburg (CH) drei Tage pro Menstruationszyklus zu Hause bleiben, ohne ein Arztzeugnis vorzulegen. Die Stadtregierung sieht darin lediglich eine Angleichung an Krankheitsausfälle – und signalisiert: Vertrauen statt Bürokratie funktioniert. (blick.ch)
Doch schon nach wenigen Wochen diskutieren Personalvertretungen über eine Obergrenze von zwölf Tagen im Jahr. Arbeitgeber warnen, der neue Passus dürfe nicht zur „Flatrate“ für Fehlzeiten mutieren. Spannung entsteht vor allem dort, wo das Modell auf privatwirtschaftliche Betriebe überschwappt.
Wie läuft es in Ländern, die längst weiter sind?
Spanien & Co.: Europa tastet sich vor

Spanien verabschiedete 2023 als erstes EU-Land einen Menstruationsurlaub: drei Tage, verlängerbar auf fünf, bei ärztlichem Attest. Das Gesetz wird inzwischen als Musterfall für progressive Frauenpolitik gefeiert, auch wenn erste Evaluierungen zeigen, dass viele Betroffene aus Angst vor Stigmatisierung noch zögern, das Recht in Anspruch zu nehmen. (tagesspiegel.de)
Italien diskutierte bereits 2017 über drei freie Tage; das Vorhaben scheiterte damals knapp, lebt aber – befeuert durch den deutschen Antrag – wieder auf. Internationale Beispiele aus Japan, Südkorea oder Indonesien runden das Bild ab: Recht haben heißt nicht automatisch, dass es auch genutzt wird. (
Die Linke argumentiert, Menstruationsurlaub sei kein Erholungsurlaub, sondern ein Schritt zur echten Gleichstellung. Schwere Dysmenorrhö oder Endometriose ließen sich nicht mit gewohnten Leistungserwartungen vereinbaren; wer trotzdem arbeitet, produziere Fehler und Zusatzkosten. ( CSU-Vize Dorothee Bär sieht die Gefahr, dass Arbeitgeber künftig lieber Männer einstellen, um Ausfälle zu vermeiden. Die Union setzt daher auf bessere Forschung und das bestehende Recht auf Krankmeldung. ( Der Prüfauftrag soll bis Januar 2026 konkrete Gesetzesvorschläge liefern. Parallel plant die EU-Kommission, Erfahrungsberichte aus Spanien auszuwerten, um eine Mindestempfehlung für alle Mitgliedstaaten zu formulieren. Sollte Deutschland sich tatsächlich für drei freie Tage pro Zyklus entscheiden, wäre das Land – nach Spanien – das zweite in der EU mit solch großzügiger Regelung. Ob die Opposition die Abstimmung blockieren kann, wird sich spätestens im Frühjahr zeigen. Eines ist jedoch sicher: Die Debatte hat erst begonnen – und sie geht unter die Haut. Auf welche unerwarteten Allianzen wir dabei stoßen, erfahren Sie schon bald …