
Aktuell sorgt eine neue Warnung chinesischer Forscher für Aufsehen: Ein bislang wenig beachtetes Coronavirus, das HKU5-CoV-2, wurde in Fledermäusen entdeckt und zeigt potenziell gefährliche Eigenschaften.
Die Forscher, darunter Shi Zhengli, bekannt als „Batwoman“, warnen vor einem hohen Übertragungsrisiko auf den Menschen. Doch wie gefährlich ist dieses Virus wirklich? Die Frage, ob es das Potenzial für eine neue Pandemie hat, beschäftigt Experten. FOCUS online beantwortet die wichtigsten Fragen und beleuchtet, wie realistisch die Gefahr eines Ausbruchs durch HKU5-CoV-2 ist.
1. Was ist das Coronavirus HKU5-CoV-2?

HKU5-CoV-2 gehört zur Familie der Merbecoviren, zu der auch das MERS-Virus zählt. Diese Gruppe von Coronaviren hat ein hohes Potenzial, auf den Menschen überzugreifen, entweder direkt oder über Zwischenwirte.
Die Entdeckung des Virus ist nicht neu; bereits seit 2006 wissen Forscher von seiner Existenz. Doch erst jetzt konnte gezeigt werden, dass es sich verändert hat und menschliche Zellstrukturen erkennen kann. Damit ähnelt es in seiner Struktur Sars-CoV-2 und weist Eigenschaften auf, die eine Infektion des Menschen begünstigen könnten.
2. Was ist neu an HKU5-CoV-2?

Obwohl HKU5-CoV-2 nicht neu entdeckt wurde, zeigt die aktuelle Forschung neue Aspekte. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich das Virus verändert hat und in der Lage ist, den menschlichen ACE2-Rezeptor zu binden, der für Sars-CoV-2 ebenfalls entscheidend war.
Virologe Timo Ulrichs erklärt, dass HKU5-CoV-2 jetzt besser in der Lage ist, Menschen zu infizieren, als es frühere Varianten des Virus waren. In Laborversuchen konnte das Virus menschliche Zellkulturen infizieren, was das Potenzial des Virus zur Übertragung auf den Menschen verdeutlicht.
3. Wie infiziert HKU5-CoV-2 Menschen?

HKU5-CoV-2 nutzt, ähnlich wie Sars-CoV-2, den ACE2-Rezeptor, um menschliche Zellen zu infizieren. Dies ist ein entscheidender Punkt, denn der gleiche Mechanismus trug maßgeblich zur weltweiten Verbreitung von Sars-CoV-2 bei.
Die Forschung hat gezeigt, dass das Virus eine hohe Affinität für den ACE2-Rezeptor aufweist, was das Potenzial zur Infektion des Menschen im Vergleich zu anderen Coronaviren erhöht. Dennoch fand die Studie, dass das Virus in Laborversuchen noch nicht die gleiche Übertragungsrate wie Sars-CoV-2 aufweist.
4. Wie gefährlich ist HKU5-CoV-2?

Experten sind sich uneinig, wie gefährlich HKU5-CoV-2 für den Menschen ist. Professor Ulrichs schätzt, dass das Virus ein höheres Krankheitsrisiko als Sars-CoV-2 hat und eher Mers ähnelt, was auf eine potenziell schwerere Erkrankung hinweist.
Die Studie selbst stellt jedoch fest, dass HKU5-CoV-2 eine geringere Bindungsaffinität zum menschlichen ACE2-Rezeptor hat als Sars-CoV-2 und daher das Risiko, dass es sich effektiv unter Menschen ausbreitet, geringer ist. Experten mahnen jedoch zur Vorsicht und betonen, dass die genaue Gefährlichkeit des Virus noch nicht abschließend beurteilt werden kann.
5. Besteht das Potenzial für eine weitere Pandemie?

Ob HKU5-CoV-2 das Potenzial für eine weitere Pandemie hat, bleibt unklar. Epidemiologe Ulrichs sieht das Risiko aktuell als gering, da noch nicht sicher ist, ob das Virus von Fledermäusen über Zwischenwirte auf den Menschen übertreten kann.
Auch ist noch nicht bekannt, ob das Virus in der Lage ist, von Mensch zu Mensch zu übertragen. Dennoch warnt Ulrichs davor, das Risiko zu unterschätzen. Die Zoonosenforschung sei entscheidend, um frühzeitig auf potenzielle Erreger aus Tierreservoiren reagieren zu können und so eine bessere Vorbereitung auf mögliche künftige Pandemien zu gewährleisten.
6. Expertenmeinungen zur Panikmache

Michael Osterholm, ein führender Experte für Infektionskrankheiten, äußert sich skeptisch gegenüber den alarmistischen Reaktionen auf das Virus. Er argumentiert, dass die heutige hohe Immunität in der Bevölkerung gegen ähnliche Sars-Viren das Risiko einer Pandemie erheblich verringern könnte.
Der Vergleich zu 2019 zeige, dass die Immunabwehr inzwischen stärker sei, was das Pandemiepotenzial des Virus weiter einschränkt. Osterholm betont, dass die Forschung weiterhin wichtig ist, aber die aktuelle Lage nicht zu einer erneuten Panik führen sollte, da das Virus derzeit keine unmittelbare Bedrohung darstellt.
7. Fazit: Die Gefahr von HKU5-CoV-2

Die Entdeckung des HKU5-CoV-2-Virus in Fledermäusen hat bei einigen Experten Besorgnis ausgelöst. Die Frage nach seiner Übertragbarkeit auf den Menschen und seinem Potenzial, eine neue Pandemie zu verursachen, bleibt jedoch offen.
Während einige Experten das Risiko als gering einschätzen, warnen andere vor einer möglichen Gefahr, da das Virus in der Lage ist, menschliche Zellstrukturen zu infizieren. Eine genaue Einschätzung der Gefährlichkeit kann nur mit weiteren Forschungen und Beobachtungen erfolgen. In jedem Fall bleibt die Zoonoseforschung eine wichtige Maßnahme, um besser auf zukünftige Gesundheitsbedrohungen reagieren zu können.