
Ein neuer diplomatischer Vorstoß setzt das Kriegsgeschehen im Gazastreifen erneut ins internationale Rampenlicht. In einer gemeinsamen Erklärung haben mehr als zwei Dutzend Staaten das sofortige Ende der Kämpfe gefordert. Auch wenn die Botschaft deutlich ist – Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern. Während einige Länder immer klarere Worte finden, hält sich Berlin bislang auffallend zurück. Doch die Zeit drängt, und die humanitäre Lage verschärft sich dramatisch.
Punkt 2 wird dich besonders erstaunen – denn die Kritik richtet sich erstmals auch unverblümt gegen Israel selbst. Wie weit der Schulterschluss der Staaten reicht und wie Tel Aviv darauf reagiert, zeigt ein Blick auf die Details dieser bislang ungewöhnlich scharf formulierten Initiative.
1. Eine klare Botschaft: Der Krieg muss enden

„Der Krieg in Gaza muss jetzt beendet werden“ – mit dieser klaren Forderung wenden sich die Außenminister von mehr als zwei Dutzend Staaten an die Weltöffentlichkeit. Die Erklärung ist nicht nur ein Appell zur Deeskalation, sondern auch eine Mahnung an alle Konfliktparteien. Das Ziel sei es, weiteres Blutvergießen zu verhindern und neue Wege zur dauerhaften Waffenruhe zu öffnen.
Die Unterzeichner betonen, dass sie die Vermittlungsbemühungen von USA, Katar und Ägypten nachdrücklich unterstützen. Auch die sofortige Freilassung der noch in Gaza festgehaltenen Geiseln wird gefordert. Damit nimmt die Erklärung eine ausgewogene, aber entschlossene Haltung ein – eine diplomatische Gratwanderung, die das internationale Gewicht der Initiative unterstreichen soll.
2. Scharfe Kritik an Israel sorgt für Aufmerksamkeit

Bemerkenswert an dem Schreiben ist die ungewöhnlich deutliche Kritik an Israels Verhalten im Gazastreifen. Der Vorwurf: Das israelische Modell für die Bereitstellung humanitärer Hilfe sei gefährlich, fördere Instabilität und raube den Menschen in Gaza ihre Menschenwürde. Diese Formulierung markiert eine neue Tonlage, selbst unter traditionell Israel-freundlichen Staaten wie Frankreich und Großbritannien.
Das israelische Außenministerium reagierte prompt und verurteilte die Erklärung als „realitätsfern“. Man sende damit ein falsches Signal an die Hamas, so der Vorwurf. Israel sieht die alleinige Verantwortung für die anhaltenden Kämpfe bei der radikalislamischen Gruppe – und warnt davor, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, solange die Hamas keine Geiseln freigibt oder Waffenruhe akzeptiert.
3. Deutschland distanziert sich – mit leiser Kritik

Auffällig: Deutschland hat die Erklärung nicht mitunterzeichnet, obwohl Außenminister Johann Wadephul (CDU) sich parallel ebenfalls besorgt zeigte. Auf X sprach er von einer „katastrophalen humanitären Lage“ in Gaza und forderte Israel auf, die Hilfszusagen gegenüber der EU auch umzusetzen. Dabei hob er jedoch nicht, wie andere Länder, den Ton der Anklage – sondern blieb im diplomatischen Rahmen.
Das Fernbleiben Deutschlands von der Erklärung wird von Beobachtern unterschiedlich bewertet. Während einige dies als Versuch werten, Israels Vertrauen nicht zu verlieren, kritisieren andere die Zurückhaltung angesichts der humanitären Notlage. Die Bundesregierung scheint auf bilaterale Gespräche zu setzen – eine Linie, die in der aktuellen Situation zunehmend unter Druck gerät.
4. Geiseln, Waffenruhe und politische Verantwortung

Ein zentraler Punkt der Erklärung ist die Geiselfrage. Laut israelischen Angaben hält die Hamas derzeit noch 50 Geiseln fest – weniger als die Hälfte soll am Leben sein. Die Unterzeichner fordern deren sofortige Freilassung und verbinden dies mit der Hoffnung auf eine dauerhafte Waffenruhe. Hier liegt jedoch der diplomatische Knackpunkt: Ohne Zugeständnisse der Hamas ist eine Einigung kaum denkbar.
Gleichzeitig zeigt der internationale Aufruf, dass der Druck auf alle Beteiligten wächst – nicht nur auf Israel, sondern auch auf Vermittler wie die USA. Der Konflikt hat sich zu einer globalen Belastungsprobe entwickelt. Die Frage, wie lange sich westliche Regierungen noch zurückhaltende Positionen leisten können, steht im Raum. Klar ist: Der Krieg in Gaza ist längst mehr als ein regionaler Konflikt.