Kita-Krise spitzt sich zu: Warum im Osten geschlossen und im Westen investiert wird

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Die Zahl der Geburten in Deutschland sinkt – und das hat dramatische Folgen. Was auf den ersten Blick wie ein demografischer Trend aussieht, hat inzwischen massive Auswirkungen auf die Bildungs- und Betreuungslandschaft.

Besonders im Osten Deutschlands stehen viele Kitas vor dem Aus, während der Westen weiter ausbaut. Zwischen Kündigungen, leerstehenden Einrichtungen und politischen Notlösungen stellt sich eine zentrale Frage: Wie reagiert der Staat auf das Verschwinden der Kinder – und was bedeutet das für Eltern, Erzieher und Kommunen?

1. Der stille Rückgang bleibt nicht folgenlos

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Im Jahr 2024 kamen in Deutschland nur noch 693.000 Kinder zur Welt – so wenig wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Während der Westen einen Rückgang von 5,9 Prozent verzeichnete, lag der Einbruch im Osten bei drastischen 9,2 Prozent. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen.

Zum ersten Mal seit 2006 gab es keinen Anstieg bei der Zahl betreuter Kinder. Besonders dramatisch ist die Lage in strukturschwachen Regionen, wo bereits geringe Veränderungen große Wirkung zeigen. Noch ist nicht absehbar, ob es sich um eine vorübergehende Delle oder einen langfristigen Trend handelt – doch die ersten Reaktionen sind bereits sichtbar.

2. In Leipzig bleiben 4000 Plätze leer

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Besonders deutlich zeigt sich das Problem in Sachsen, wo selbst wachsende Städte wie Leipzig tausende Betreuungsplätze nicht mehr benötigen. Über 4000 Plätze stehen dort ungenutzt. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, beschloss der Sächsische Landtag ein Kita-Moratorium.

Das heißt: keine neuen Kitas, bessere Personalschlüssel, aber auch keine Garantie für den Erhalt aller Einrichtungen. In Halle wurde sogar ein Einstellungsstopp verhängt, Auszubildende und befristet Beschäftigte müssen gehen. Der Landesgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt spricht von flächendeckenden „Stundenreduzierungen und Kündigungen“. Der Druck auf die Träger wächst mit jedem Monat.

3. Thüringen erwartet weitere Schließungen

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Auch Thüringen kämpft mit den Folgen des demografischen Wandels. Seit 2016 ist dort die Zahl der Geburten um 36 Prozent gesunken. In einer Abfrage gaben mehr als 50 Prozent der Träger an, innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens eine Kita schließen zu müssen.

Finanzministerin Katja Wolf (BSW) sieht die Realität nüchtern: „Nicht alle Einrichtungen werden zu halten sein.“ Dabei hatte das Land zu Jahresbeginn die Betreuung verbessert – was die Träger zusätzlich 140 Millionen Euro kostet. Der Städtebund Thüringen warnt: Manche Kommunen stecken bereits ein Viertel ihres Haushalts in Kitas – mit sinkender Nachfrage.

4. Im Westen herrscht trotz Rückgang Investitionsfreude

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Während der Osten zurückbaut, werden im Westen neue Einrichtungen eröffnet. Nordrhein-Westfalen steigerte die Zahl der Kita-Plätze trotz sinkender Geburten um mehr als 12.000 innerhalb eines Jahres. Familienministerin Josefine Paul (Grüne) kündigte an, an „allen Stellschrauben drehen“ zu wollen, um das Angebot auszubauen.

Auch in Hamburg wurden 2025 sechs neue Kitas eröffnet – trotz rückläufiger Kinderzahlen. Ulm spricht sogar von „hoher Nachfrage“, in Sigmaringen will man Personal halten und weiter rekrutieren. Der Westen nutzt den demografischen Spielraum für Qualitätssicherung statt Sparmaßnahmen – und schafft sich so strukturelle Vorteile.

5. Berlin: Mehr Plätze trotz 19.000 Leerständen

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Eine Sonderrolle nimmt Berlin ein. Trotz einer erschreckenden Zahl von 19.000 unbesetzten Kita-Plätzen wurden in der Hauptstadt 550 weitere Plätze geschaffen.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sieht in der Krise auch eine Chance: Sie will die demografische Entwicklung nutzen, um gezielt in Qualität und Ausbildung zu investieren. Zwei feste Weiterbildungstage pro Jahr für Erzieher sind geplant – ohne Einschränkungen im Betreuungsalltag. Denn auch wenn Kinder fehlen, fehlen noch viel mehr Fachkräfte. Wer den Personalmangel auffangen will, muss die Arbeitsbedingungen verbessern. Berlin versucht es – mit neuen Konzepten, statt mit Kürzungen.

6. Kitas im Osten schließen – im Westen fehlen sie weiter

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Am Ende zeigt sich ein paradoxes Bild: Während im Osten Einrichtungen geschlossen werden müssen, fehlen im Westen laut Bertelsmann-Studie von 2022 weiterhin über 360.000 Kita-Plätze. Der Rückgang an Geburten ist also nicht gleich verteilt – und damit auch nicht die Herausforderungen.

Während Sachsen und Thüringen von Überkapazitäten sprechen, kämpfen NRW und Baden-Württemberg gegen Unterversorgung. Der Bund steht damit vor einer diffizilen Aufgabe: gleichzeitig Rückbau und Ausbau steuern, ohne soziale Ungleichheit zu verschärfen. Die Kita-Krise ist mehr als ein regionales Problem – sie ist ein Spiegelbild des gespaltenen demografischen Deutschlands.

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