
Wenn der Frühling beginnt, wächst im Tierheim Berlin die Sorge. Jedes Jahr bringt die sogenannte „Katzensaison“ eine Flut junger, verwilderter Katzen mit sich. Viele dieser Tiere haben keine Chance auf ein gutes Leben, da sie krank, unterernährt oder verletzt auf der Straße landen. Für das Tierheim bedeutet das: Überfüllung, hoher Pflegeaufwand und emotionale Belastung.
Was viele Katzenhalter nicht wissen: Sie könnten mit einer simplen Entscheidung Tierleid aktiv verhindern. Denn wer seine Freigänger-Katze kastrieren lässt, hilft, den Kreislauf aus wildem Nachwuchs und Überforderung zu durchbrechen. Dieser Artikel zeigt, was wirklich hinter der Kastrationspflicht steckt, warum Aufklärung so wichtig ist – und welche überraschenden Details es bei den Kosten zu beachten gibt.
1. Warum Frühling die härteste Zeit ist

Mit den ersten warmen Tagen beginnt für das Tierheim Berlin die arbeitsintensivste Phase des Jahres. Die sogenannten „Katzenkinder“ tauchen verstärkt auf – meist ungeplant geboren von verwilderten Hauskatzen. Für die Tierschützer bedeutet das: Unterbringung trotz voller Kapazitäten, medizinische Versorgung und oft auch Aufzucht von Hand.
Viele dieser Jungtiere sind in einem schlechten Zustand. Sie sterben an Unterkühlung, Hunger oder Infektionen – noch bevor sie eine Chance auf ein Zuhause haben. Die Mitarbeiter des Tierheims kämpfen jedes Jahr aufs Neue gegen diese traurige Realität an. Dabei könnte ein Großteil des Problems durch verantwortungsvolle Kastration verhindert werden.
2. 10.000 Straßenkatzen in Berlin

Schätzungen zufolge leben rund 10.000 verwilderte Katzen in Berlin. Viele davon stammen ursprünglich von nicht kastrierten Hauskatzen ab, die sich unkontrolliert fortpflanzen. Besonders im Frühjahr explodieren die Zahlen – mit katastrophalen Folgen für die Tiere selbst.
Diese Tiere sind oft krank, leiden an Parasiten oder Verletzungen und sind auf sich allein gestellt. Das Tierheim versucht, mit Kastrationsaktionen und Aufklärung den Kreislauf zu stoppen. Doch ohne die Mithilfe der Bevölkerung bleibt der Kampf ein endloser. Denn jede unkastrierte Freigänger-Katze kann in kurzer Zeit dutzende Nachkommen verursachen – die dann selbst wieder verwildern.
3. Kastration ist Pflicht – doch kaum einer weiß es

In Berlin gilt eine Katzenschutzverordnung, die zur Kastration verpflichtet – zumindest für Freigänger. Viele Tierbesitzer kennen diese Regelung jedoch nicht. Andere ignorieren sie, oft aus Kostengründen oder wegen falscher Informationen über den Eingriff.
„Ich glaube, viele wissen das einfach nicht“, sagt Tierheim-Sprecherin Inaiê Marcondes Macedo. Die Folge: Katzenbesitzer lassen ihre Tiere frei herumstreifen – ohne Kastration. Dadurch steigt die Zahl der Straßenkatzen weiter. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für diese Pflicht zu stärken. Denn nur durch konsequente Aufklärung lässt sich das Tierleid nachhaltig verringern.
4. Kosten variieren stark

Die Kastration einer Katze ist kein einheitlich bepreister Eingriff. Tierarztpraxen können selbst entscheiden, ob sie den einfachen, zweifachen oder dreifachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ansetzen. Das führt zu teils erheblichen Preisunterschieden zwischen den Praxen.
Laut Tierheim lohnt sich sogar eine einstündige Fahrt, um Kosten zu sparen. Während manche Praxen Kater für rund 150 Euro kastrieren, verlangen andere deutlich mehr. Katzen kosten oft ab 225 Euro aufwärts. Viele Tierhalter wissen nicht, dass sich Preise vergleichen tatsächlich lohnt – und dass eine Anfrage bei mehreren Praxen bares Geld sparen kann.
5. Warum Praxen keine Preise nennen wollen

BERLIN LIVE befragte mehrere Tierarztpraxen zu ihren Kastrationskosten – doch keine wollte sich öffentlich äußern. Der Grund: Man wolle verhindern, dass Katzenhalter nur noch nach dem günstigsten Preis entscheiden – auf Kosten der Behandlungsqualität.
Tierärzte argumentieren, dass es auf individuelle Faktoren ankomme: Zustand des Tieres, Narkoseform, Nachsorge. Ein reiner Preisvergleich greife deshalb zu kurz, so die Meinung vieler Praxen. Dennoch bleibt es für viele Halter schwer, überhaupt eine Vorstellung von den entstehenden Kosten zu bekommen. Hier wäre mehr Transparenz wünschenswert – auch im Sinne der Aufklärung.
6. Unterstützung für Bedürftige

Wer sich die Kastration finanziell nicht leisten kann, muss nicht automatisch verzichten. Das Tierheim Berlin bietet Bedürftigen sogenannte Kastrationsgutscheine an. Sie decken je nach Situation 50 bis 75 Euro der Kosten und sollen helfen, auch wirtschaftlich Schwächeren Verantwortung zu ermöglichen.
Voraussetzung ist ein Nachweis der Bedürftigkeit. Die Zahl der Gutscheine ist begrenzt, da sie aus Spendengeldern finanziert werden. Jeder Fall wird individuell geprüft. Auf der Website des Tierheims finden sich alle nötigen Infos. Wichtig: rechtzeitig anfragen, denn gerade in der Katzensaison sind die Mittel schnell erschöpft.
7. Der Schlüssel liegt in der Aufklärung

Neben den Kastrationen spielt Aufklärung eine zentrale Rolle. Viele Tierhalter unterschätzen die Auswirkungen einer unkastrierten Katze. Sie sehen nur das eigene Tier – nicht die Folgen für die vielen ungewollten Nachkommen, die auf der Straße landen.
Das Tierheim setzt daher auf Kommunikation – online, im Gespräch und über Medien. Denn nur, wenn Halter verstehen, warum Kastration wichtig ist, handeln sie auch. Informationsmaterial, Veranstaltungen und persönliche Beratung sollen langfristig das Bewusstsein verändern. Die Tierschützer wissen: Der Kampf gegen das Katzenelend beginnt nicht im OP – sondern im Kopf.
8. Wie jeder helfen kann

Auch wer keine eigene Katze besitzt, kann etwas gegen das Straßenkatzenproblem tun. Spenden an das Tierheim finanzieren unter anderem Kastrationsaktionen, medizinische Versorgung und Futter für verwaiste Katzenbabys. Schon kleine Beträge helfen, die laufenden Kosten zu decken.
Darüber hinaus ist es möglich, Patenschaften zu übernehmen oder ehrenamtlich im Tierheim mitzuarbeiten. Wer helfen will, findet auf der Website des Tierheims Berlin viele Möglichkeiten. Denn Tierschutz funktioniert nur gemeinsam – und gerade in der Frühlingszeit ist jede Unterstützung willkommen, um das Leid der Katzen zu lindern.