Wenn auf der Theresienwiese die Bierpreise klettern, wirkt ein Wiesn-Besuch für viele Rentner unerreichbar – doch in diesem Jahr wurde das Unmögliche möglich.
Ein unerwartetes Ticket ins größte Volksfest der Welt

Die Nachricht kam per Brief oder Anruf: Mehr als fünfzig bedürftige Seniorinnen und Senioren erhalten plötzlich eine Einladung samt Verzehrgutscheinen für das Oktoberfest. Für Menschen, deren Rente oft nicht mal für den Wocheneinkauf reicht, bedeutet das ein Festmahl mit Hendl, Suppe und Kaiserschmarrn – und ein Platz im legendären Kufflers Weinzelt.
Viele der Gäste hatten das Oktoberfest jahrzehntelang gemieden, weil es schlicht zu teuer geworden war. „Könnte ich mir nie leisten“, sagt Monika B., 73, und wischt sich gerührt eine Träne ab.
Wer hinter dieser warmherzigen Aktion steckt, verrät die nächste Folie.
Vereine mit großem Herz und klarer Mission

Die Einladung stammt von den Münchner Vereinen „Lichtblick“ und „Münchner für Münchner“. Ihre Ehrenamtlichen spüren Altersarmut dort auf, wo sie oft unsichtbar bleibt: in Ein-Zimmer-Wohnungen, Pflegeheimen und betreuten Einrichtungen. Seit zehn Jahren organisieren die Helfer Ausflüge, Einkaufshilfen und jetzt eben auch den Wiesn-Tag.
Um die Auswahl gerecht zu gestalten, greifen sie auf Listen des städtischen Sozialreferats zurück. So werden genau jene Rentner erreicht, die am dringendsten Unterstützung brauchen – und denen zugleich ein Stück Lebensfreude geschenkt wird.
Doch ohne die Unterstützung der Festwirte wäre alles nur guter Wille – wer diese Wirte sind, folgt sogleich.
Festwirte, die mehr als Maß-Krüge stemmen

Im Hofbräu-Festzelt begrüßen Margot und Günther Steinberg ihre neuen Gäste persönlich. „Dann können wir etwas zurückgeben von dem, was wir selbst geschenkt bekommen haben“, erklärt Senior-Chef Günther, während die Blaskapelle zum Schunkeln aufspielt. Im Weinzelt der Familie Kuffler gibt es sogar Lebkuchenherzen als Andenken.
Die Wirte verzichten an diesem Mittag vollständig auf Umsatz: Essen, Getränke und Bedienung gehen aufs Haus. Statt Wirtschaftlichkeit dominiert spürbare Dankbarkeit – auf beiden Seiten der Bierbänke.
Wie die Stadt München diese Geste flankiert hat, zeigt die nächste Station unseres Rundgangs.
„Wiesn mit Herz“ – ein gesellschaftlicher Schulterschluss

Am 23. September empfing Oberbürgermeister Dieter Reiter in der Schottenhamel-Festhalle rund 250 Gäste einer noch größeren Aktion: „Wiesn mit Herz“ brachte heuer fast 1.500 bedürftige Münchner*innen in acht großen und elf kleinen Zelten an die Tische. Von Café Theres bis Hacker-Festzelt öffneten Wirte ihre Küchen und spendeten Menüs – organisiert vom Sozialreferat und vielen Partnern.
Die Initiative unterstreicht eine Botschaft: Das Oktoberfest ist mehr als Kommerz, es ist ein Stück Heimatkultur, das niemand ausschließen darf. Reiter dankte ausdrücklich allen Helfern und versprach, das Projekt zum festen Bestandteil der künftigen Wiesn zu machen.
Doch was haben die Seniorinnen und Senioren selbst an diesem Tag erlebt? Das erfahren wir gleich.
Freude, Gemeinschaft – und ein Tanz aufs Teufelsrad

Zwischen blauen Luftballons, Blasmusik und frisch gezapftem Bier entsteht schnell das Gefühl, wieder „mittendrin“ zu sein. Einige Gäste wagen sogar einen Tanz, andere probieren das Teufelsrad – begleitet von spontanem Gelächter, das manch einer seit Jahren vermisst hatte.
„Bei Senioren spielt Einsamkeit eine große Rolle“, betont Claudia Sauter vom Verein Münchner für Münchner. Genau deshalb schafft der gemeinsame Wiesn-Tag mehr als satte Mägen: Er verbindet Menschen, die oft isoliert leben, mit der pulsierenden Lebensfreude ihrer Stadt.
Ob dieses Erlebnis wirklich nachhaltige Wirkung zeigt, klärt die letzte Folie unseres Slideshows.
Ausblick: Ein Versprechen für 2026 – und darüber hinaus

Noch während die Musik ausklingt, schmieden Vereine und Wirte neue Pläne: Für das kommende Oktoberfest soll die Einladung auf alle 17 großen Zelte ausgeweitet werden, dazu sind spezielle Plätze für alleinstehende Seniorinnen angedacht. Sponsoren aus der Münchner Wirtschaft haben bereits erste Zusagen gemacht.
Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass aus einer einmaligen Geste eine dauerhafte Tradition wächst – eine, die das Oktoberfest Stück für Stück zurück in die Herzen aller Münchner*innen holt. Und vielleicht, so hoffen sie, braucht eines Tages niemand mehr zu sagen: „Könnte ich mir nie leisten.“
Bleibt nur eine Frage offen: Welche neuen Ideen werden bis 2026 noch hinzukommen? Wir bleiben dran.