Karl – Ein tauber Hund im Gerichtssaal

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Gerichtssäle sind voller Stress und Anstrengungen. Das ständige Gerede und die Fragestellungen können einem den letzten Nerv rauben. Da ist es schon für einen Erwachsenen eine schwere Aufgabe, die eigene Verfassung zu bewahren. Bei Kindern ist die Sache wesentlich extremer. Wenn diese dann noch eine Aussage tätigen müssen und ihnen Übel angetan wurde, verlieren sie schnell die Nerven und sind angsterfüllt.

Therapiehunde, wie Karl, können diesen sensiblen Kindern dabei helfen, den nötigen Mut aufzubringen, eine Aussage abzugeben. Durch solche Therapiehunde wurden viele solcher Fälle aufgelöst und die Verantwortlichen hinter Gitter gebracht.

Wie Karl zu seiner Berufung kam und wie Therapiehunde den Alltag in Gerichten erleichtern, erfahren Sie in diesem Artikel.

1. Ein Hund im Gerichtssaal

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Nicht nur, dass die Kinder mit dem Stress im Saal umgehen müssen, es ist zudem auch noch sehr beängstigend für die Kinder, das Leid, das ihnen widerfahren ist, vor den Menschen im Saal preisgeben zu müssen. Wird ein Kind dann noch der Person gegenüber gestellt, die ihm Leid zugefügt hat, kann das ganze eine unermessliche Last für die sowieso schon geschädigten Kinder auslösen.

Hier kommt Karl ins Spiel. Karl ist ein speziell ausgebildeter Therapiehund. Sein Training ist speziell darauf ausgelegt, Kindern in stressigen Situationen Beistand zu leisten und ihnen Sicherheit zu schenken. Seine Fähigkeiten bewies er, als er einem kleinen Mädchen dabei half, gegen ihren Übeltäter auszusagen.

2. Sie erstarrte, als sie ihren Übeltäter sah

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Als das Mädchen ihrem Übeltäter gegenüber gestellt wurde, erstarrte sie augenblicklich. Damit der Angeklagte für seine Taten bestraft werden konnte, musste sie aber eine Aussage tätigen. Es gibt Geschehnisse, die ein kleines Mädchen niemals erfahren sollte, und dennoch passieren solche Dinge täglich.

Während der Anklage konnte sie Karl nicht streicheln, weil sie nicht herunter greifen konnte. Da Karl die ganze Zeit vor den Füßen des Mädchens lag, konnte sie ihre Schuhe ausziehen und mit ihren Füßen durch sein kurzes Fell gleiten. Das gab ihr die nötige Sicherheit und Ruhe, diese schwierige Situation zu überstehen.

3. Alles über Karl

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Karl ist ein weißer Boxer, der speziell für den Umgang mit Kindern und Senioren trainiert wurde. Seine Hauptaufgabe ist es, Menschen (vor allem Kindern) in sehr emotionalen und schwierigen Situationen zu unterstützten, damit diese den Mut aufbringen eine Aussage zu tätigen. Er gehört zur Companions for Courage und wurde im K-9th Circuit Program ausgebildet.

Aber auch Karl musste einige Hürden auf seinem Weg überqueren. Karl ist nämlich taub. Selbst wenn ihn dieses anfängliche Handicap in seinem Leben beeinträchtigt hat, kam es ihm am Ende doch noch zugute. Durch seine Taubheit bemerkt er die lauten Geräusche im Gerichtssaal nicht und kann sich voll und ganz auf seine Klienten konzentrieren.

4. Das K-9th Circuit Programm

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Alle Gerichte in Amerika haben erkannt, dass traumasensible Maßnahmen einen wichtigen Platz im Gerichtssaal haben. Nach dieser Erkenntnis gründete die neunte Gerichtsinstanz, das K-9th Circuit Program. Entwickelt wurde es von Richter Turner, mit dem Ziel, Kindern ein Gefühl von Sicherheit und Komfort im Gerichtssaal zu bieten.

Aber auch bei erwachsenen sowie behinderten Opfern von gewalttätigen Übergriffen, findet das Programm immer mehr Verwendungsbereiche.

Studien zeigen auf, dass Menschen sich besser an Geschehnisse erinnern können, wenn sie sich sicher und geborgen fühlen. Durch die Anwesenheit eines Therapiehundes im Saal werden diese Gefühle für die Opfer einfacher ausgelöst.

5. Ruhig und Bedacht

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Ein Therapiehund für den Gerichtssaal benötigt vor allem eines: eine ruhige und gelassene Ausstrahlung. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Stress und Angst der Opfer zu erkennen und durch seine Anwesenheit, die Prozedur so einfach wie möglich zu gestalten.

Ein großer Hund bringt zusätzlich noch einen beschützerischen Faktor mit ins Spiel. Da die Kinder wissen, dass der Hund sie beschützen kann, neigen sie dazu schneller eine Aussage zu tätigen.

Durch den Einsatz der Hunde, wurden 25 Prozent mehr Aussagen getätigt, als ohne. Dieser Fakt steht für sich und befürwortet noch mehr die Zusammenarbeit mit den K-9th Circuit Teams.

6. Eine schwierige Herausforderung

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Joanne, Karls Trainerin, arbeitete schon vorher mit Boxern. Aber Karl zu trainieren entpuppte sich als äußerst schwierig, für sie. Durch seine Taubheit konnte er seine Kommandos nicht über Sprachbefehle erlernen. Doch Joanne hatte einen kreativen Einfall, wie sie ihn dennoch zum Therapiehund ausbilden konnte.

Sie brachte Karl die amerikanische Zeichensprache bei. Statt gesprochene Worte teilte ihm sie die Kommandos per Handzeichen mit. Er verstand schnell und konnte so riesige Fortschritte in seinem Training erzielen.

Die meisten Kinder, mit denen Karl zusammen arbeitet, verstehen keine Zeichensprache. Um das zu beheben, brachte Joanne, ihm ein spezielles Handsignal bei. Damit können seine Klienten ihm mitteilen können, wenn sie sich unwohl fühlen.

7. Einen großen Unterschied

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Karls Geschichte machte schnell seine Runden in den sozialen Medien und erreichte Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Jeder, der die Geschichte mitbekam, fand sie rührend und inspirierend. Durch die neu erlangte Reichweite bekam das K-9th Circuit Program, die Aufmerksamkeit, die es verdient hatte.

Die neunte Gerichtsinstanz, hat derzeit fünf freiwillige Teams, die dafür sorgen das die Opfer in den Gerichtssälen durch ihren Dienst unterstützt werden.

Die Benutzung der Hunde half dabei einen großen Wandel in den Gerichtssälen hervorzurufen. Emotionale Belastungen werden vom Justizwesen endlich so behandelt, dass der Prozess für die zu schützenden Personen so angenehm wie möglich gestaltet wird.

8. Anforderungen für Hunde und Trainer

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Ein K-9th Circuit Team besteht aus einem Hundetrainer und seinem Hund. Beide müssen registrierte Absolventen einer offiziellen TDI Therapie- oder Begleithund Ausbildung sein, die vom K-9th Circuit Gericht begutachten worden ist. Gute Pflege, Gehorsamkeit und ein hohes Maß an Geselligkeit müssen die Hunde selbstverständlich auch mit sich bringen.

Die Standards für die Teams werden jährlich getestet und überwacht. Fällt ein Trainer mit seinem Hund durch, verliert er seine Lizenz. Den Termin für eine erneute Zulassung kann er jährlich erneut beantragen. Dabei muss er die Eignungstests, mit seinem Hund, noch einmal bestehen.

9. Nach dem Prozess

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Nach dem abgeschlossenen Prozess des kleinen Mädchens half Karl noch vielen weiteren Kindern. Aber Karl verschwindet nicht einfach nach einer abgeschlossenen Verhandlung aus dem Leben der Kinder, sondern begleitet diese noch eine Weile danach.

Er bietet weiterhin Unterstützung und hilft ihnen dabei ihr Trauma so gut es geht verarbeiten zu können. Karl hat durch seine lässige und entspannte Art einen guten Ruf bei seinen Klienten und ist dadurch zu einem der beliebtesten Therapiehunde in Gerichtssälen geworden. Durch ihn wurden schon viele Leben von Kindern positiv beeinflusst.
Und er bleibt auch weiterhin ein treuer Begleiter für viele Opfer.